“Dann bin ich halt Faschist!”

Skull Ink Art – Tattoostudio mit extrem Rechten Bezügen in Stade eröffnet

Wer in der Stader Altstadt unterwegs ist, findet seit einigen Monaten in der Sattelmacherstraße 8 das Tattoo- und Piercingstudio “Skull Ink Art“. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein harmlosen Anlaufpunkt für an Körperkunst Interessierte, denn sowohl das Team als auch die verkauften Produkte weisen eindeutige Bezüge zur gewaltbereiten/organisierten Neonazisszene, wie auch dem italienischen Faschismus auf.

Das Geschäft ist zentral gelegen: In der Gasse vom Neuen Pferdemarkt Richtung Rathaus führt eine Treppe zum Laden hinunter. Von außen ist dieser schlecht einsehbar, nur das Firmenlogo weist auf das Tattoostudio hin. In der lokalen Tattooszene sind sie trotzdem dabei sich einen Namen zu machen, wie diverse fertiggestelle Werke in den sozialen Medien zeigen. Dort, auf Facebook, Pinterest und Co. sind die Bezüge in die extrem rechte Szene auch sehr viel deutlicher zu erkennen. So scheint es auch kein Zufall zu sein, dass Skull Ink Art am 20. April, Hitlers Geburstag, eröffnet wurde.

Als Besitzerin und Geschäftsführerin ist eine Heidi Meyer beim Amtsgericht Tostedt eingetragen, doch im Geschäftsalltag scheint dies eher ihr Sohn Ricardo Meyer zu sein. Ricardo teilt auf Facebook allerhand extrem rechtes Gedankegut sowie verschwörungstheoretische Inhalte.

(Mit dem “Volkstod” ist der Niedergang einer ethisch definierten Abstammungsgemeinschaft der Deutschen gemein. Der Begriff stammt aus der Neonaziszene.)

(auf “Kla.tv” sind auch wüste antisemitsche Pamphlete über “die Rothschilds” und die “internationale Hochfinanz” zu finden)

Desweiteren gefallen ihm auf Facebook diverse AfD- Seiten und Politiker, Neonazimarken wie Pro Violence und Label 23 und dazu extrem rechte Seiten mit Namen wie “Volk wach auf”. Er selber trägt auch gerne die Marke Yakuza, dessen Labelgründer dem Umfeld der Neonazi-Bruderschaft “Hammerskins” entstammt und in vielen rechten Szeneläden zum Sortiment gehört (trotz sporadischer Distanzierungsbemühungen). Ebenso stolz posiert er zudem mit Kleidung von “Thor Steinar”, der wohl bekanntesten Neonazimarke.

(Ricardo Meyer mit “Yakuza”-Shirt)

Aber Ricardo ist nicht der einzige im Team, der durch extrem rechte Bezüge auffällt. Der “Tattoo-Artist” Giovanni Zappala bzw. John Abbay (Künstlername) sticht ebenso heraus. Er zeigt sich auf Facebook offen als Fan des italienischen Faschismus. So scheint sein Logo von dem Reichsadler inspiriert zu sein und ihm gefallen die rechtsextreme Partei Forza Nuova, Matteo Salvini und Alessandra Mussolini, Enkelin von Benito Mussolini. Auf Facebook ist er sehr aktiv und teilt am laufenden Band Beiträge mit völkisch-faschistischen Bezügen. Auch mit einem klaren Bekenntnis zum Faschismus hat er offenbar kein Problem. So schließt er einen Post von sich mit den Worten:

“Und wenn sie meinen, dass bedeutet Faschist zu, dann bin ich halt Faschist, aber sie sind noch schlimmer, weil sie nicht mehr wissen, wer sie sind!”

(Defend Europe ist der Name verschiedener aktueller Kampagnen, sowohl aus dem neofaschistischen Spektrum der “Identitären”, sowie der klassischen Neonaziszene)

Doch nicht nur das Team zeichnet sich durch faschistische bis neonazistische Bezüge aus, auch die im Laden verkaufte, sowie im Netz beworbene Kleidung kommt einem Bekenntnis zum gewalttätigsten Teil der Neonaziszene gleich.

So etwa die Marke “Label 23 – Boxing Connection”: Wie oben bereits ausgeführt, eine Marke von Neoneonazis für Neonazis und andere Gewaltfetischisten. Sie entstammt der rechten cottbuser Hooliganszene und ließ zB. 2016 russische Neonazis für sich modeln.

 

Außerdem das Modelabel “ProViolence Streetsport“. Wie der Name schon sagt, zeichnen sich die Motive und Slogans durch brachiale Gewaltdarstellungen aus. Die Anbindung an die Neonaziszene ist hier noch klarer. So stammt der Labelgründer aus dem verbotenen “Blood & Honour”-Netzwerk, es werden Nazicodes wie HH/88 verwendet (Heil Hitler) und der bekannte Neonazikampfsportler Frank Kortz gesponsert. Dieser trägt neben diversen Hakenkreuzen sogar das Firmenlogo auf der Haut tattowiert. Dass dieser zusätzlich als Rocker mit Hells Angels Bezügen bekannt ist, passt da hervorragend ins Bild. Auch “Pro Violence” zeigt sich durch diverse Posts Hells Angels nah.

Bei Skull ink Art tritt die gefährliche Mischszene aus Rockern, Neonazis und Kampfsportlern offen zu Tage. Verbindenes Glied sind dabei eine krasse Gewaltverherrlichung, archaische Männlichkeitsideale, sowie Härte und Unnachgiebigkeit gegenüber dem Gegner. Auch wenn die Neonazis und Faschisten (etwa Ricardo Meyer und Giovanni Zappala) sich in diesen Kontexten mit völkisch-rassistischem Gedankengut zurückhalten (wie es etwa auch die verkauften Modelabels tun) darf nicht außer Acht gelassen werden, dass so eine propagierte soldatische Männlichkeit stets Grundpfeiler faschistischer bis neonazistischer Ideologie war. In dem übergeordneten Gewaltmilieu mögen sie sich damit zwar nicht sonderlich hervortun, doch ist damit die Selbstetikettierung als “unpolitisch” mehr als fadenscheinig, welche sich dieses kriminelle Milieu zumeist gibt.

 

Unserer Meinung nach kann es nicht sein, dass ein Tattoostudio mit solch klaren Bezügen, mitten in der Innenstadt von Stade, ungestört und ohne Widerspruch eröffnen kann. Menschen in Stade sollten es sich lieber zweimal überlegen ob sie sich im Skull Ink Art tättowieren lassen wollen oder ihren Körperschmuck nicht doch lieber woanders holen!