Toleranz für Neonazis & Verschwörungstheorien – AfD-Fan MontanaBlack talks politics

In der jüngsten, von Jan Böhmermann und Olli Schulz begonnen Debatte um den Streamer Marcel “MontanaBlack” Eris wurde vom den beiden Entertainern zunächst viel richtiges geäußert. Zu recht brachten sie den Buxtehuder mit der rechten Szene und Neonazis in Verbindung, schließlich belegen diverse von ihm selbst veröffentlichte Social-Media Posts und Videos (nicht nur ein Bild), dass er sich gerne mit Personen umgibt, die offen ihre extrem rechte Gesinnung zur Schau stellen. Leider ruderte zumindestens Olli Schulz schnell zurück, wollte “MontanaBlack” nie mit rechten Aussagen in Verbindung gesehen haben, So untergrub er selbst die zunächst formulierte ehrenhafte Absicht, darauf hinzuweisen, wie problematisch “Montes” Breitenwirkung ist und wie wenig dieser seiner Verantwortung als einer der größten Teeniestars im deutschsprachigen Raum gerecht wird.

Der Mitschnitt eines Livestreams von 2017 zeigt jedoch deutlich, wessen Geistes Kind Marcel Eris ist und wie problematisch sein Output gerade für sich orientierende Jugendliche sein kann. Wir beziehen uns im folgenden auf das Youtube-Video “MontanaBlack redet über die AfD & die Bundestagswahl 2017”, veröffentlicht vom Montanablack-Fankanal “Richtiger Kevin”.

In diesem Livestream legte Eris in seltener Klarheit nach und nach seine politischen Anschauungen dar. Das Video beginnt damit, dass er sich anlässlich der Bundestagswahl 2017 als Nichtwähler äußert. Ab Minute 1, behauptet er zunächst er würde sich gar nicht mit Politik auseinandersetzen und dafür interessieren. Er zeigt sich politikverdrossen (2:30). Dafür wird er im Twitch-Chat von Fans kritisiert und in der folgenden Verteidigungsrede wird offensichtlich, dass MontanaBlack mitnichten unpolitisch ist. Es beginnt mit verschwörungstheoretischen Aussagen, die nahe an altbekannten antisemitischen Bildern sind. So seien gewählte Politiker*innen in Deutschland nicht die eigentlich Herrschenden, Angela Merkel sei zB. nur eine Marionette und “dahinter” säßen jene die wirklich die Fäden in der Hand hätten. ”

“Es ist eine ganz einfach Sache aus meiner Sicht: Hinter einer Frau Merkel […], sitzen sowieso noch ganz andere Leute, die dann wirklich die Entscheidungen treffen!” (3:10 min)

und Eris weiter:

“Meiner Meinung nach ist Angela Merkel nur eine kleine Marionette, die ein wenig blabla macht um das Volk ein wenig zu besänftigen. Die wirklichen Entscheidungen werden von Leuten gemacht die noch viel viel höher in der Rangordnung sind!” (3:45 min)

Weitere Beispiele für seinen Verschwörungsglauben folgen später im Video, schlagen aber in die gleiche Kerbe.

Offensichtlich versteht er nicht, was vermittelte Herrschaft im Kapitalismus bedeutet, erkennt nicht, dass das Problem struktureller Natur ist. Stattdessen verbreitet er vor einem Millionenpublikum Weltverschwörungsmythen.

Was sich durch das ganze Video zieht ist der stete Hinweis, alles sei ja bloß “seine Meinung”. So geht er bequem der Anforderung aus dem Weg Fakten für seine Behauptungen zu liefern und zeigt gleichzeitig wie gering sein Bewusstsein für seine Wirkung auf sein jugendliches Publikum ist.

Im weiteren Verlauf wird er dann konkreter. Auf die AfD angesprochen gibt er sich äußerste Mühe nicht zu offensichtlich Position zu beziehen, tut dies letzendlich jedoch diverse Male. Ab Minute 6:15 wandelt sich seine Rede mehr und mehr zu einer Verteidigungsrede der AfD und der fremdenfeindlichen Stimmung, welche seit einigen Jahren in Deutschland (erneut) vorherrscht.

In nationalistischer Manier verkündet er etwa bei 8:05 min:

“Es wäre bestimmt nicht so weit gekommen hätte Angela Merkel auch mal auf die Stimmen der Deutschen gehört!”

Behauptet dann zwar man hätte ja nichts gegen Geflüchtete, aber: “In den Massen [—] das finden die meisten von uns nicht ganz so cool.” (8:20 min)

Zusehends aufgeregter folgen weitere Stammtischparolen, etwa wenn er seine vorgebliche Akzeptanz von Geflüchteten damit konterkariert, dass er deren Flüchtlingsstatus pauschal in Frage stellt (12:40 min).

Sichtlich sauer und angegriffen wird er, als Leute in seinem Chat anfangen die AfD zu kritisieren und zu beleidigen (9:30 min).

Bis hierhin gerierte er sich noch als Fürsprecher für die angeblich so ausgegrenzten AfD-Sympathisanten, im Verlaufe redet er jedoch immer freier von der Seele und es wird ersichtlich, dass er genauso von sich redet (s.o. “die meisten von uns”).

Er ist jedoch auf der Hut und spricht vieles nicht direkt an und will es “mal so stehen lassen”, womit zumeist Aussagen aus dem Spektrum der AfD gemeint sind, welche er sich teils nicht traut zu konkretisieren.

Seine mehr oder weniger offene politische Verortung im populistisch-fremdenfeindlichen AfD-Spektrum, wird jedoch noch getoppt durch folgenden Aussagen:

“Wenn jetzt hier Hardcore Neonazis im Chat sind die sagen ‘Ausländer raus, Scheiß auf Schwarze, die sind alle scheiße!’ dann respektiere ich das, weil das deren Meinung ist!” (12:30 min).

Hier disqualifiziert er sich nun endgültig für seine öffentlichkeitswirksame Position. Mit tolerantem Gestus stellt er Menschenhass von Neonazis und das festhalten an universellen Menschenrechten als beliebige Meinungen gegenüber. Das eine ist jedoch die unveräußerbare Würde eines jeden Menschen, das andere ein Angriff auf diese. Das MontanaBlack für sich in Anspruch nimmt, sich nicht zu positionieren, wäre schlimm genug. Doch er spricht wörtlich “Hardcore Neonazis” seine Toleranz auf seinem Kanal aus, eine klare Einladung an alle rechten Menschenfeinde.

Zwar behauptet er am Ende dann plötzlich er fände Nazis auch Scheiße, dies ist im Angsichts seiner vorherigen Ausführungen und seiner eingangs erwähnten Nähe zu Neonazis äußerst unglaubwürdig. Und selbst wenn er in seinem Kopf tatsächlich eine Grenze zwischen sich und Nazis zieht, tolerieren tut er sie und ihre Aussagen trotzdem.

Böhermann und Schulz hatten also von Anfang an Recht. MontanaBlack selbst ist Kronzeuge für ihre Aussagen, dass seine Community offen für Rechte sei. Und auch er selbst ist viel politischer (und problematischer) als er versucht zu erscheinen. Jetzt, auf dem Höhepunkt seiner Bekanntheit weiß er dies anscheinend nur klüger zu verstecken, als etwa noch im hier besprochenen Video von 2017.

Es bleibt dabei, MontanaBlack darf kein Teenieidol sein und ihm sollte nirgends eine Bühne geboten werden. Er ist ein Sexist und verschwörungstheoretisch aufgeladener Rechtspopupulist. Er schwingt Reden zu Verteidigung der AfD und spricht Neonazis und ihren Parolen Toleranz aus, auch explizit auf seinem Kanal. Auch im “Reallife” bleibt er diesen treu und nennt mehrere gewaltbereite und waffenaffine Neonazis seine Freunde.

Rechtem Gedankengut keine Plattform bieten!
Neonazis auf allen Ebenen bekämpfen!


Edit:

Eine Ergänzung: Auch in einem aktuellen Video, dem Interview mit Tim Gabel vom 15.3.2020, wiederholt er seine Ansicht, dass faschistisches und rassistisches Gedangengut für ihn nicht problematisch ist, solange diese Leute nicht gewalttätig werden (ab 2:19:00). Auch hier adelt er menschenfeindliches Denken zu einer respektablen Meinung und ist ganz deutlich: Nur weil jemand ein rechter Menschenfeind ist, ist das für ihn kein Grund nicht mit diesen Leuten zu chillen.

Faschismus ist jedoch keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen!

An gleicher Stelle leugnet er zudem seine Verbindung zu den Neonazirockern des Nordmänner MC Stade (behauptet diese gar nicht zu kennen), obwohl er selbst diverse Male mit verschiedenen Nordmännern (auch in Kutte) posierte.